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Langwelle oder GNSS? So finden Sie den passenden Signalempfänger

Geschrieben von Heinz Kuster | Feb 10, 2025 12:10:25 PM

Die präzise Zeitsynchronisierung ist in vielen Bereichen unerlässlich.  Sei es in der Industrie, im Energiebereich, im Öffentlicher Verkehr oder ganz allgemein im täglichen Leben. Um diese Genauigkeit zu gewährleisten, spielen Signalempfänger eine zentrale Rolle. Diese Empfänger sorgen dafür, dass Uhren stets die richtige Zeit anzeigen, ohne dass eine manuelle Anpassung erforderlich ist. Doch nicht alle Signalempfänger sind gleich. Sie unterscheiden sich in ihrer Funktionsweise, Genauigkeit und den Anwendungsbereichen. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen die verschiedenen Signalempfänger vorstellen, die für Uhrenanlagen und Zeitdienstsysteme verwendet werden. Sie erfahren, wie sie arbeiten, welche Vor- und Nachteile sie bieten und in welchen Bereichen sie ihren Einsatz finden.

1. Langwellenfunkempfänger

Funktionsweise

Der Langwellenfunkempfänger ist wahrscheinlich der bekannteste Signalempfänger, der seit langem in vielen Uhren und Geräten verwendet wird. Er empfängt ein Zeitsignal von speziellen Funksendern, die auf festen Frequenzen senden. Die bekanntesten Funksignale stammen von Langwellensendern wie:

  • DCF77 (Deutschland, 77,5 kHz, in der Schweiz empfangbar)
  • MSF (Grossbritannien, 60 kHz)
  • WWVB (USA, 60 kHz)
  • JJY (Japan, 40/60 kHz)

Diese Sender übermitteln fortlaufend die genaue Uhrzeit mittels amplitudenmoduliertem Zeitsignal, welches dann von den Uhrensystemen mit Funkempfängern automatisch empfangen und verarbeitet wird. Dadurch wird die Uhrzeit stets präzise gehalten, ohne dass manuell nachjustiert werden muss.

Vorteile

  • Einfache Bedienung: Sobald eine Funkuhr in Betrieb genommen wird und in Reichweite eines Funksenders liegt, stellt sie sich automatisch auf die korrekte Zeit ein.
  • Genauigkeit: Die Zeit wird auf eine Zehntelsekunde genau übertragen.

Nachteile

  • Abhängigkeit von der Sendestärke: Der Empfang ist auf die Reichweite der Sender beschränkt. In abgelegenen Gebieten kann der Empfang schwierig sein.
  • Störungen: Schwierige Empfangsmöglichkeiten, wie z.B. bei Beeinflussung durch starke elektromagnetische Felder, können den Empfang beeinträchtigen oder sogar verunmöglichen.

Einsatzgebiete

Einzelgeräte und Uhrensysteme, vom Radiowecker bis zu ganzen Gebäudeuhrenanlagen.

 

GNSS-Empfänger 

Funktionsweise

Empfänger für GNSS-Funksignale (Globale Navigationssatellitensysteme) können aus Satellitensignalen die eigene Position bestimmen. Das bekannteste Satellitennavigationssystem ist sicher das GPS-System. Weitere empfangbare Systeme sind Galileo, GLONASS und Beidou.

Durch die höhere Übertragungsfrequenz dieser Funksignale, im Vergleich zu Funksignalen von Langwellensendern, wird ein viel genaueres Zeitsignal möglich. Z.B. GPS sendet im zivilen Bereich mit einer Trägerwelle von 1575,42 MHz.

Bei uns sind vor allem die GPS-Zeitfunkempfänger weit verbreitet. GPS (Global Positioning System) nutzt eine Reihe von Satelliten, die ständig ihre genaue Zeit und Position übermitteln. Diese Informationen werden von GPS-Empfängern an Systeme weitergegeben und erlaubt es ihnen, sich mit sehr hoher Genauigkeit zu synchronisieren.
Solche genauen Systeme wie z.B. PTP-Grandmaster, NTP-Zeitserver und Zeitzentralen haben deshalb die Möglichkeit ihrerseits Subsystem wie Netzwerkkomponenten und Uhrensysteme mit sehr genauen Zeitinformationen zu versorgen. 

Vorteile

  • Globale Abdeckung: Im Gegensatz zu Langwellenfunkempfängern, die auf lokale Funksender angewiesen sind, funktioniert GNSS weltweit. 
  • Hohe Präzision: GPS-basierte Zeitserver wie z.B. PTP-Grandmaster sind in der Lage, Zeitinformationen mit einer extrem hohen Genauigkeit zu liefern, bis auf Nanosekunden genau.

Nachteile

  • Funksignale von Satelliten können bei ungünstiger Platzierung durch externe Störquellen beeinflusst oder gestört werden. Die Platzierung der Empfänger sollte deshalb immer gut geplant werden.
  • Für eine optimale Funktion sollten die Empfänger, so montiert werden, dass eine direkte Sicht zum Himmel besteht. Z. B. in Innenräumen kann das GPS-Signal nicht richtig empfangen werden.


Einsatzgebiete

  • Bei Systemen und Netzwerkanwendungen, bei denen eine sehr hohe Genauigkeit notwendig ist. In Bereichen wie Energieherstellung und -verteilung, Telekommunikation, Automation, usw.
  • Genaue Synchronisierung von grösseren Zeitzentralen und Uhrensystemen in den Bereichen Transport, Spitäler, Schulen, usw.


Fazit

Die Wahl des passenden Signalempfängers hängt stark vom Einsatzzweck ab:

  • Reicht eine zuverlässige Standardlösung für Schuluhren, Gebäudesteuerungen oder Anzeigetafeln, ist der Langwellenempfänger oft ausreichend.

  • Geht es jedoch um kritische Prozesse, bei denen selbst kleinste Zeitabweichungen schwerwiegende Folgen haben können, etwa im Börsenhandel, in Rechenzentren oder bei Energieversorgern, führt kein Weg an GNSS-Empfängern vorbei.

In der Praxis setzt man immer öfter auf eine Kombination mehrerer Systeme, um Redundanz zu schaffen. So bleibt die Zeitquelle selbst dann stabil, wenn ein Signal kurzfristig gestört ist.